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Jugendliche aus der Stettener Partnergemeinde genießen das „ganz andere Leben“ in Deutschland

Stetten. Clementine Dorothee, Ghislain Pichard und Kevin Constantin kennen Stetten, die Partnergemeinde von St. Pierre d“Albigny. Dennoch ist der Besuch für sie etwas Besonderes, denn die 16-Jährigen aus Frankreich tauchen für kurze Zeit in ein anderes Leben ein.

Von Eva Herschmann

Die Franzosen sind am Sonntag angekommen, gemeinsam mit Daniel Meyer, Louis Messina und Brigitte Dorothee, der Mutter von Clementine. Sie sind privat untergebracht und fühlen sich bei ihren Gastgebern wohl. Man kennt sich. Ghislain Pichard war im März 2006 mit einer Gruppe von 14 Jugendlichen schon einmal in Stetten, und alle drei haben beim Jugendcamp in St. Pierre im vergangenen Jahr mitgemacht, an dem auch Jugendliche aus Kernen teilnahmen.

Die Stettener haben ein interessantes Programm für ihre Gäste zusammengestellt: eine Fahrt mit der Zahnradbahn zum Fernsehturm, Besuche im Thermalbad Beuren, im Daimler-Benz-Museum in Bad Cannstatt und im Schokoladenmuseum in Waldenbuch.

Clementine Dorothee, Ghislain Pichard und Kevin Constantin genießen die Tage, nicht nur weil sie schulfrei haben. „Die Jugendlichen hier haben viel mehr Freizeit“, schwärmt Clementine Dorothee, die in Cruet, einem kleinen Ort in der Nähe von St. Pierre, lebt und in Chambéry zur Schule geht. Fast 45 Minuten dauert die Fahrt in die größere Stadt. Frühestens um 16 Uhr kommt sie aus der Schule: „Manchmal bin ich auch bis 18 Uhr dort. Anders als in Kernen gibt es keinen Jugendclub oder Treffpunkt für die jungen Leute aus St. Pierre und Umgebung. In Bars und Discotheken dürften sie erst mit 18 Jahren, erzählt die junge Französin, die seit drei Jahren Deutsch lernt: „Auch wenn jeder von uns schon einmal in einem Night Club war.“ In Kneipen gehen die Mädchen und Jungen aus St. Pierre fast nie. „Bei uns trifft sich die Jugend auf dem Dorfplatz, und dann tun sie nichts Großartiges, sie reden halt“, sagt Daniel Meyer von der Jumelage St. Pierre.

Ghislain Pichard ist nur selten dabei. Er wohnt mit seinen Eltern auf dem Berg oberhalb von St. Pierre. Wenn er am späten Nachmittag von der Schule komme, habe er oft keine Lust mehr, noch einmal ins Tal zu marschieren, sagt er. „Aber bei uns trifft man sich auch nicht jeden Tag, so wie es die Jugendlichen hier tun, dafür haben wir gar keine Zeit.“ Clementine Dorothee wohnt für die Dauer ihres Besuches bei der gleichaltrigen Laura Heller in Rommelshausen. Sie haben viel Spaß miteinander. So unterschiedlich ihre Lebensweisen auch sind, die beiden Mädchen verstehen sich gut – und sie mögen die gleiche Musik – Beatles und Elvis Presley.

Während sich die meisten jungen Franzosen – wie die jungen Deutschen auch -wenig für Politik interessieren, verfolgt sie das Geschehen aufmerksam. Und mit gemischten Gefühlen, wenn es um die bevorstehenden Präsidentschaftswahlen in Frankreich geht: „Ich bin froh, dass ich noch nicht wählen muss, aber wenn es so weit ist, werde ich mich ganz genau über die Kandidaten informieren, denn ich will keinen Fehler machen.“ Die 16-Jährige hofft, dass die Erwachsenen diesmal alles richtig machen: „Ich bin mal ganz optimistisch und bin überzeugt, dass nicht der Falsche an die Macht kommt.“

Quelle:
Fellbacher- Zeitung vom 07.04.2007
Text: Eva Herschmann

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