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Waiblinger Kreiszeitung
Auch in St. Pierre herrscht Priestermangel / Großer Seelsorgebezirk

Kernen/St. Pierre d’Albigny. Auch in Savoyen kämpft die Katholische Kirche mit notorischem Priestermangel. Der 45-jährige Seelsorger Christian Milloud mit Hauptsitz in St. Pierre d’Albigny muss zwölf Gemeinden versorgen. Und katholische Laien rücken als Lückenbüßer in liturgische Ämter nach. So bekam Babette Becouse, Gattin des Partnerschafts-Präsidenten Raymond Becouse, vom Diözesan-Bischof die Aufgabe übertragen, Totenmessen zu halten. Priester-Ersatz, soweit möglich.

Wie der chronischen Unterversorgung mit Priestern begegnen? Diese Frage stellt sich auch in der Kernener Partnergemeinde St. Pierre d’Albigny. Das Durchschnittsalter der Patres in den drei Diözesen in Savoien liegt längst über 70. Für die ganze Region gibt es derzeit nur zwei Seminaristen – ein Mangelzustand mit Folgen.

Mehrere feste Diakone werden allährlich als Hilfskräfte eingestellt: Sie dürfen Kinder taufen und Paare trauen, aber nicht das Sakrament des Abendmahls spenden. Dazu wie auch für die Beichte braucht es den ordinierten Priester, der seit der Zusammenlegung von 12 Kirchengemeinden mit dem Hauptbezirk St. Pierre d’Albigny zur weitläufigen Seelsorgeeinheit „St. Pierre Chamoux“ von einer Kirche zur anderen pilgert.

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Die Dorfkirche von St. Pierre d’Albigny: Pater Christian Milloud muss von hier aus zwölf Pfarrgemeinden versorgen. Das geht nur mit kräftiger Unterstützung von Laien wie Babette Becouse. Bild: Milandre

Hast von Altar zu Altar
Chamoux liegt nahe Chamberry. Sitz des für die Seelsorgeeinheit zuständigen Priesters ist die größte der Gemeinden, St. Pierre d’Albigny, wo Pater Christian Milloud noch bis September amtiert. Dann wird der erkrankte 45-jährige Theologe Vorsteher einer Kirchengemeinde in Chamberry. Schon jetzt hastet der Mann innerhalb seines Seelsorgebezirks von Gottesdienst zu Gottesdienst, von Altar zu Altar. Alle zwei Wochen feiert Pater Milloud die Messe in der Dorfkirche von St. Pierre. An den übrigen Sonntagen des Monats liest er dann in den vier Kirchen des Kantons Chamoux. Auch immer mehr bezahlte katholische Laien werden mangels Priester in die liturgische Arbeit eingebunden. Ihre Aufgaben in der Diözese: Katechese, Ausbildung von Bestattungs-Teams, die liturgische Ausbildung engagierter Laien.

Auch Babette Becouse, Gattin des Präsidenten der örtlichen Partnerschaftsgesellschaft, Raymond Becouse, verrichtet im Laienstand kirchliche Aufgaben, die früher einmal Sache des Seelsorgers waren. Der savoyardische Diözesanbischof Monseigneur Ulrich hat ihr nun das Amt übertragen, als liturgische Hilfskraft Bestattungsmessen zu feiern. Babette Becouse darf diese Gottesdienste mit dem Priester oder – im Falle seiner Abwesenheit, was immer häufiger vorkommt – mit einem Team leiten. Ohne Pater empfängt die Trauergemeinde aber weder das Abendmahl noch den kirchlichen Segen. Erst am darauf folgenden Sonntag holt der viel beschäftigte Pfarrer Milloud die Totenmesse bei einem Gottesdienst mit der gesamten Gemeinde nach.

Wechsel steht bevor
Priestermangel treibt die Katholiken in Frankreich um. Nun steht im Weinort St. Pierre d’Albigny auch noch ein Personalwechsel an: Christian Milloud geht, der 49-jährige Pater Hervé Arminjon, früher Priester einer Armee-Diözese, kommt. „Wir hoffen, dass er sich schnell in St. Pierre einleben wird“, sagt Raymond Becouse, „und dass wir natürlich bald das Vergnügen haben, mit ihm Stetten zu besuchen.“

Quelle: Waiblinger Kreiszeitung vom 11.07.2007 Bild: Milandre

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