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Waiblinger Kreiszeitung

Sommerfrische in Kernens savoyardischer Partnergemeinde St. Pierre d’Albigny / Berge, Wein, Wanderwege und ein kühlender See nahe der Isère

Urlaub in der PartnerstadtSt. Pierre d’Albigny/Kernen. Urlaub in St. Pierre d’Albigny, das ist Urlaub in den Alpen im Tal der Isère. Der 2041 Meter hohe Arclusaz, Hausberg der Kernener Partnergemeinde, fällt steil ins Tal und verwandelt sich dort in eine Weinbaulandschaft mit Wander- und Radwegen. St. Pierre hat alles, was es zur Erholung braucht: ein Freibad, einen See. Sogar eine Burg.

Die rund 3700 Einwohner zählende Weinbaugemeinde St. Pierre d’Albigny liegt im Herzen Savoyens. Ein grüner Flecken über der Isère am östlichen Fuß des voralpinen Bergmassivs der Bauges. Für die 620 Kilometer dorthin benötigt ein Remstäler mit dem Pkw durch die Schweiz – eine einstündige Ruhepause eingerechnet – gut siebeneinhalb Stunden. Obwohl der Ort, der auf halber Strecke zwischen Albertville und Chambery liegt, von hohen Bergen umgeben ist, herrscht im Tal ein sehr mildes Klima. Ein fruchtbares Gebiet ist dieses tief eingeschnittene Gletscherbecken, durch das die Isère fließt. Die Franzosen tauften es auf „La Combe de Savoie“. Sie war einst eine wichtige Alpenpassage, beherrscht von der mittelalterlichen Burg Miolans, die heute zu den historischen Sehenswürdigkeiten von St. Pierre d’Albigny zählt. Dieser Sitz der Herzöge von Savoyen hatte vor der Französischen Revolution für Savoyen die gleiche Bedeutung wie die Bastille in Paris: Zeitweise waren im Gefängnis Miolans bis zu 200 Gefangene inhaftiert.

In den flachen Hängen rund um den Ort werden Wein, Gemüse, Obst und Mais angebaut. Saint Pierre d’Albigny zählt zu den größeren Weinbaugemeinden im Département Savoie. Die recht trockenen Tropfen, etwa Weißweine der Rebsorte Altesse – sie werden in Savoyen Roussette genannt – haben längst auch in Deutschland Liebhaber gefunden. Knapp zehn Weingüter in St. Pierre d’Albigny und seinen Nachbarorten Fréterive, St. Jean de la Porte und Cruet öffnen für Gäste ihre Keller zu Weinproben. Die Rebfluren, deren Trauben in der Genossenschaftskellerei „Cave des Vins Fins de Cruet“ verarbeitet werden, erstrecken sich an den Südhängen des „Massif des Bauges“ von Saint-Jeoire-Prieuré die Isère hinauf bis nach Fréterive. Auch einige Wengerter aus St. Pierre liefern dort ab.

Aktuell deckt diese moderne Weinkellerei ein Sechstel der gesamten Weinproduktion in Savoyen ab. Die Kernener Partnerkommune hat eigens einen „Chemin des Vignes“, einen leicht gehbaren Weinlehrpfad eingerichtet, der auf 15 Kilometern zwischen Cruet et Fréterive Einblicke in den lokalen Weinbau gibt, der die Aufzucht von Weinreben erklärt und der die Burgen und Häuser zeigt, die von der ökonomischen Bedeutung des Rebstocks und des Weinbaus in Savoyen zeugen.

Das Tal der Isère, die weiter in Richtung Grenoble fließt, ist umstellt von mächtigen Gebirgszügen, die knapp 3000 Meter Höhe erreichen. Das Alpenpanorama, das Wanderer in den Weinbergen genießen können, ist überwältigend schön. Bei klarem Wetter leuchtet in circa 70 Kilometer Entfernung die Eisspitze des Mont Blanc (4808 Meter). Auch der Hausberg Arclusaz lässt sich ersteigen, mit 2041 Metern Höhe ein östlicher Vorposten des Regionalparks „Massif des Bauges“. Schwindelfreiheit vorausgesetzt. Von den neun ausgeschilderten Wandertouren im Canton de St. Pierre d’Albigny verlangt der vierstündige Aufstieg zum Gipfelkreuz des Dent de L’Arclusaz am meisten Kraft und Ausdauer. Der Höhenunterschied zwischen dem Startpunkt an der Passhöhe Col du Frêne und dem Gipfel: 1100 Meter. Bergstiefel und Wanderstöcke sind obligatorisch. Auf den letzten Metern in luftiger Höhe helfen zur Sicherheit Stahlseile über die Felsabstürze. Der Panorama-Rundblick über die Bergketten, die das Isère-Becken säumen, belohnt dann alle Mühen. Er ist grandios.

Zurück ins Tal. Unterhalb von St. Pierre d’Albigny, liegt im Grünen der neun Hektar große See „Lac de Carouge“ – ein familiäres Bade- und Anglerparadies mit Tretboot-Verleih, Rundwanderweg und angeschlossenem Drei-Sterne-Campingplatz. Gebadet werden darf in dem kalten Wasser nur im Sommer, wenn der nördliche Strandabschnitt von Rettungsschwimmern bewacht wird. Wassertiefe für Anfänger: maximal 1,50 Meter. Für gute Schwimmer hat die Badeaufsicht einen markierten Abschnitt mit über drei Metern Tiefe reserviert.

Dank guter Thermik ein Paradies für Drachenflieger und Paragleiter

Ab dem Lac de Carouge sind für Sportliche fünf Mountain-Bike-Touren ausgeschildert, auf denen sich das Tal entdecken lässt. Die Strecken queren idyllische Weiler mit ihren charakteristischen savoyardischen Bauern- und Weingärtnerhäuschen. Sie streifen die Burg Miolans und verlaufen entlang der Kanäle, die die Sümpfe auf der Talsohle der Isère entwässern halfen.

Das bergige Umland von St. Pierre d’Albigny gilt als Paradies für Paragleiter und Drachenflieger. Bekanntester Startpunkt ist Montlambert im benachbarten St-Jean de la Porte auf 890 Metern Höhe. Es verfügt über ausgezeichnete Thermik und Windbedingungen. Höchste offizielle Startmarke des „Club Les Indiens de Montlamb’air“: der Mont Charvet – 1440 Meter hoch.

Quelle: Waiblinger Kreiszeitung vom 31.07.2009

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