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Kernen/Korb/St. Pierre/Mansle.Mit 53,72 Prozent in Mansle, 57,03 Prozent in Mayenne und 60,03 Prozent in Parthenay schnitt der sozialistische Präsidentschaftskandidat François Hollande in drei unserer Partnerkommunen überdurchschnittlich stark ab. Hat der Sieg von Hollande, der eine Schuldenbremse ablehnt, Konsequenzen fürs deutsch-französische Duo? Gestern knallte der „erste Warnschuss“ aus Berlin, wie Le Monde titelte. Für Partnerschaftsaktive in St. Pierre d’Albigny und Mansle ist das kein Grund zur Sorge.

In der Kernener Partnergemeinde St. Pierre d’Albigny, wo Nicolas Sarkozy im ersten Wahlgang noch führte, schob sich François Hollande am Sonntag mit 51,92 Prozent an die Spitze. Ein unspektakuläres Ergebnis: Der Sozialist brachte es frankreichweit auf 51,62 Prozent. Roger Vallet-Sandre vom dortigen Partnerschaftskomitee sagt, gemessen an den Konstanten, die er beim Wahlverhalten im Kanton beobachte, sei Hollandes Sieg in St. Pierre ein Novum. Traditionell wähle die Nachbargemeinde Saint Jean de la Porte eher links, Freterive eher rechts. Sarkozys Sieg in St. Pierre d’Albigny vor zwei Wochen entspreche diesem Schema. Wobei, räumt Vallet-Sandre ein, der minimale Abstand zu seinem sozialistischen Herausforderer sich „vielleicht als Zeichen eines gewissen Wechsels“ habe deuten lassen. Dieser Trend habe sich bei der Stichwahl mit Hollandes Sieg bestätigt, während Freterive und St. Jean wieder „klassisch“ rechts und links wählten.

Vallet-Sandre: Wir wollen die Beziehungen voranbringen

„Sich zum politischen Aspekt der französisch-deutschen Beziehungen zu äußern ist höchst delikat und im Namen des Comité du Jumelage schlichtweg unmöglich“, warb Roger Vallet-Sandre gestern um Verständnis. Unter den Partnerschaftsaktiven fänden sich von links bis rechts alle Positionen. Mindestens fünf der zehn Kandidaten im ersten Wahlgang hätten aus dem Verein mit Sicherheit eine Stimme erhalten.

Aber gerade weil die politische Couleur in der Arbeit des Komitees keine Rolle spiele, funktioniere sie so gut. Im Wahlkampf, sagt Vallet-Sandre, sei das deutsch-französische Tandem „Thema in zahlreichen, teilweise sehr lebhaften Diskussionen gewesen. Ist es aber die Aufgabe des Partnerschaftskomitees, die eine oder andere der vorgeschlagenen politischen Visionen zu fördern? Sicherlich nicht.“ Hintergrund der angesprochenen Kontroversen war nicht nur die Parteinahme Angela Merkels für den Amtsinhaber, sondern die von Nicolas Sarkozy gegen die politische Linke verfochtene Konsolidierungspolitik, für die er sich regelmäßig auf das erfolgreiche deutsche Modell einschließlich der Agenda 2010 berief.

Bürger in St. Pierre d’Albigny vergangene Woche vor den Wahlplakaten des Herausforderers Hollande und des Amtsinhabers Sarkozy. Foto: Privat

Quelle: Waiblinger Kreiszeitung  07.05.2012 Text: Hans-Joachim Schechinger

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