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Waiblinger Kreiszeitung
St. Pierre d’Albigny/Kernen. Zum 35. Geburtstag der Partnerschaft zwischen Kernen und St. Pierre d’Albigny haben die Franzosen Großes vor: Sie planen ein Treffen aller deutsch-französischen Partnerschaftsvereine in Groß-Savoyen mit ihren deutschen Pendants. Über 100 Delegierte werden am Samstag nach Himmelfahrt erwartet. Thema: Partnerschaften in Europa.

Bild: SchechingerDie kleine Weinbaugemeinde über der Isère südlich von Albertville erwartet am 3. Mai ein gewaltiger Ansturm. 13 Kommunen aus Frankreich, die deutsch-französische Partnerschaftsbeziehungen unterhalten, werden Vertreter entsenden. Vier bis fünf Teilnehmer je Kommune sind angekündigt. Auch etwa die Hälfte der 13 deutschen Partnerstädte hat schon ihre Teilnahme zugesagt. So stehen laut Raymond Becouse, dem Präsidenten des Comité de Jumelage in St. Pierre d’Albigny, bis dato 80 Gäste auf der Empfangsliste, darunter etwa 20 Deutsche. Becouse teilt mit: „Kernen wird mit mehreren Mitgliedern der Partnerschaftsgesellschaft Stetten vertreten sein und, so hoffe ich, auch ein paar aus Rommelshausen und vom Rathaus.“ Die Gespräche sollen helfen, „dass wir mit mehr Erfolg die Bevölkerung in unseren Gemeinden zum Austausch zwischen unseren Ländern animieren, und zwar als Bürger Europas“.

Zu den savoyardischen Gemeinden, die mit deutschen Rathäusern verschwistert sind, zählt neben St. Pierre d’Albigny die Olympiastadt Albertville (Winnenden), Bourg St. Maurice (Altensteig), Chambéry (Albstadt), St. Jean de Maurienne (Bad Wildungen), Montmélian (Höchst im Odenwald) und Le Bourget du Lac (Moos). Obschon nicht in der Region Savoyen gelegen, hat auch die Rommelshausener Partnergemeinde St. Rambert d’Albon ihr Kommen zugesagt. Wenn sich Becouses Pläne erfüllen, treffen am Himmelfahrtswochenende 26 Partnerschaftskomitees aufeinander.

Der Großevent würde die Weinbaugemeinde und ihr Partnerschaftskomitee finanziell überfordern. So übernahm die Schirmherrschaft der Verein „Europe direct“ zusammen mit dem deutschen Konsulat in Lyon. Raymond Becouse darf von dort mit einer Subvention für sein Projekt rechnen. Zudem setzt er auf Geld aus Brüssel, da sein Vorhaben, das vorab begleitet wird von Ausstellungen im Caveau des Augustins und im Coll‘ege, dem Thema Städtepartnerschaft im vereinten Europa gewidmet ist. Es will den allgemein lahmenden Beziehungen neuen Schwung geben. „Europe direct“ und das deutsche Konsulat in Lyon werden Referenten schicken, die ihre Häuser präsentieren und am Nachmittag des 3. Mai die „Rolle der Städtepartnerschaften beim Aufbau eines vereinten Europas“ öffentlich diskutieren.

Albstadt und Mömlingen, die Zwillingsbrüder von Chambéry und La Rochette, waren schneller als Stetten. Sie sagten prompt zu, bei einem Hearing am Vormittag des Partnerschaftstages ihre Erfahrungen zum Jugend- und Erwachsenenaustausch vorzutragen. Stetten soll über die Jugendcamps berichten, die im Jahr 2000 in Kernen starteten und seither mehrmals neu aufgelegt wurden – auch in St. Pierre d’Albigny. Jugend wird bei dem Informationstreffen eh eine Schlüsselrolle spielen.

Noch immer trennt die Sprache die Freunde

Nach teilweise 40 Jahren deutsch-französischer Städtepartnerschaft trennt vielmals noch immer eine Sprachbarriere die Freunde. Eigentlich ein Anachronismus. Die St. Pierrois investieren deshalb viel Geld in einen Übersetzungsdienst, der auf hohem Niveau simultan dolmetscht. „Das ist der teuerste Ausgabenposten am 3. Mai, aber wir wissen jetzt, dass wir ihn schultern können“, sagt Becouse. Und das anfängliche Widerstreben der Freunde in Stetten sei nun der Bereitschaft gewichen, engagiert mitzutun. Sie werden, wie Becouse mitteilt, sich sogar in die Organisation einklinken und die Anfahrt der anderen deutschen Partnerschaftsgesellschaften mitorganisieren helfen. „Das wird den Kommunen Gelegenheit bieten, sich untereinander kennenzulernen“, freut sich der Partnerschaftsmotor in St. Pierre.

Quelle: Waiblinger – Kreiszeitung vom 22.02.2008 Text: Hans-Joachim Schechinger

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