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Strenge Auflagen wegen Hochwasserrisiken behindern die Kernener Partnergemeinde St. Pierre d’Albigny

Waiblinger KreiszeitungSt. Pierre d’Albigny. Der Widerstreit zwischen Industrieansiedlung und Hochwasserschutz ist in der Kernener Partnergemeinde St. Pierre d’Albigny an der Isère so virulent wie an Rhein und Main. Rathäuser und Gemeinderäte zwischen Albertville und Montmélian begehren gegen Paris auf, das die Bauvorschriften nicht lockert. „Gewerbezonen werden so eingefroren“, klagt Altbürgermeister André Col.

Bild: Milandre

Wenn die nächste Schneeschmelze die Isère in St. Pierre d’Albigny über die Ufer treten lässt, werden die St. Pierrois die Versäumnisse der Regierung wie jedes Jahr zu spüren bekommen. Einerseits schränken Gesetze seit den

schweren, tödlichen Überschwemmungen der 80er und 90er Jahre die Bebauung des Isère-Ufers mit seinen Einkaufsmärkten und Gewerbezonen dramatisch ein. Die Vorschriften reichen vom Bauverbot bis zu strengen Bauauflagen, mit denen jüngst der Supermarkt „Intermarché“ in St. Pierres Gewerbegebiet bei seinen Erweiterungsplänen ausgebremst wurde. Doch der Staat legt die Hände in den Schoß, wenn’s um

die Vorsorge geht.St. Pierre zahlt – und hofft, dass der Präfekt die Auflagen lockert.

Als Gegenleistung erhoffen sich die Bürgermeister, dass der französische Staat seine strengen Bauvorschriften lockert. Das Versprechen steht zumindest im Raum. Während St. Pierres Altbürgermeister André Col noch wetterte gegen die Blockade der Bauentwicklung, gar davon sprach, Gewerbezonen würden „eingefroren“, hält sein Nachfolger Jean-Michel Borgel vorläufig still. Der Schultes hofft, das der Präfekt in Chambéry mit dem Fortschritt der Befestigungsarbeiten entlang der Isère seine Zusagen bald einlöst. Lange Zeit hatte der sich taub gestellt und die protestierenden Bürgermeister und Gemeinderäte der Isère-Kommunen abblitzen lassen.„Intermarché“ um 1,20 Meter höher gelegt – für viel Geld

Ein Beispiel, wie Gewerbeentwicklung durch staatliche Auflagen im Tal gebremst, fast stranguliert wird, ist der „Intermarché“ in St. Pierres Gewerbegebiet unmittelbar an der R.D. 1006. Vor fünf Jahren wollte er seine Verkaufsfläche von 1000 Quadratmetern verdoppeln. Die Genehmigungsbehörde lehnte wegen Hochwassergefahr und mit Hinweis auf den nächsten Einkaufsmarkt in Montmélian ab. Der Eigentümer ließ sich nicht entmutigen, stellte vor drei Jahren einen zweiten Bauantrag. Im Überschwemmungsgebiet müsse er das gesamte Gebäude um 40 Zentimeter höher setzen, so der Bescheid. Der Investor ließ nicht locker, so dass ein Gutachter bestellt wurde, der die Fluthöhe auf maximal 1,20 Meter festsetzte. Folge: „Intermarché“ durfte erweitern unter der Bedingung, das neue Gebäude mit Pfählen auf 1,20 Meter über Straßenniveau zu gründen. Als im Sommer 2008 der Neubau stand, war das alte Gebäude aufs gleiche Niveau zu bringen.

Hochwasserschutz im Isèretal kostet Investoren eine Stange Geld, ob nun in Albertville oder St. Pierre d’Albigny. Bürgermeister Jean-Michel Borgel hofft, dass die Stabilisierung der Isère-Flussufer aus Mitteln der Kommunen wenigstens die Fesseln für eine Wirtschaftsentwicklung etwas lockert.

Quelle:  Waiblinger – Kreiszeitung vom 07.02.2009 Text: Hans-Joachim Schechinger

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