Suchen
Archiv

Auch in Savoyen hat die Weinernte begonnen / Mit dem starken Chardonnay ging’s los
Von unserem Redaktionsmitglied Hans-Joachim Schechinger

St. Pierre d’Albigny. In der savoyardischen Weinbaugemeinde St. Pierre d’Albigny hat die Weinlese begonnen. Vollernter sind unterwegs. Erste Schätzungen in der Kernener Partnerkommune sagen einen nur durchschnittlichen Ertrag voraus, doch die Qualität verspricht hohes Niveau. Die Weingärtner im Isère-Tal setzen auf einen sonnigen Endspurt.

Der Chardonnay machte Anfang September den Auftakt in St. Pierre d’Albigny. Dieser starke Savoyarde bringt durchschnittlich einen Alkoholgehalt von 12 bis 13 Prozent auf die Waage. In der Erntefolge werden sich Pinot Rouge, Roussette, Jacquère des blancs, zu guter Letzt La Mondeuse, der volkstümliche Rote anschließen, der leicht zehn Jahre im Weinkeller aushält. Die Rebsorte Roussette, ein Weißer mit hohem Renommee, der ausschließlich in Savoyen kultiviert wird, wirft nach ersten Einschätzungen der Weingärtner im Isère-Tal heuer nur bescheidene Mengen ab. Die Produzenten hoffen dafür auf Qualität. Der September, in dem nach einem verregneten August die Sonne zurückkehrte, könnte der Reifung und dem Zuckergehalt noch einen Schub bringen, schreibt unser Korrespondent Christian Milandre optimistisch.

Nach langen Jahren des Widerstandes gegen die mechanisierte Traubenernte unter den Genossenschaftswengertern im Tal ist jetzt der Vollernter in den Rebflurgassen unterwegs. Mit ein Grund: der eklatante Mangel an Erntehelfern. Für den technischen Direktor der großen Genossenschaftskelter in Cruet, sieben Kilometer von St. Pierre entfernt, bietet der Vollernter noch einen Vorteil: Die Trauben gelangen regelmäßiger in der Sammelstelle an.

Die Mehrzahl der Wengerter in der Kernener Partnergemeinde sind Mitglieder der Weingärtnergenossenschaft Cruet, die vor drei Jahren einen neuen funktionalen Gebäudekomplex einweihte. 160 Genossen zählt sie derzeit und umfasst neun Kommunen oberhalb der Isère mit einer Rebfläche von insgesamt 350 Hektar.

Pro Jahr produziert das Unternehmen rund 25 000 Hektoliter Wein, der in einem 2003 neu eingerichteten, gut 200 Quadratmeter großen Empfangsraum in Cruet zum Verkosten ausgeschenkt und verkauft wird. Im Canton von St. Pierre d’Albigny mit seinen fünf Weinbaugemeinden, zu denen auch Cruet zählt, stehen den etwa 15 Selbstvermarktern 60 Genossenschaftswengerter gegenüber. Das Verhältnis eins zu vier gilt für die gesamte Weinbauregion Savoyen.„Viticulteur“ wird in Frankreich der Weingärtner genannt, der seine Ernte nicht selber keltert, sondern abliefert. „Vigneron“ heißt der Kollege, der auf seiner Domäne in Eigenregie erntet, keltert, ausbaut und abfüllt.

Gegründet wurde die Genossenschaftskelter in Cruet im Jahr 1939. Sie ist mit fünf pneumatischen Pressen der Marke Vaslin-Bucher ausgestattet – vier mit 150 Hektoliter und eine mit 250 Hektorliter Fassungsvermögen. Dazu kommen Kühlhaus, eine Abfüllanlage und enorme Lagerflächen.

Weil die Investitionen in die Modernisierung der alten Anlage und die Neubauten zwischen 2001 und 2003 in der Summe fünf Millionen Euro verschlangen, muss sich jeder neue Wengert-Genosse heute verpflichten, seine Weinernte mindestens 15 Jahre lang abzuliefern. Die Kelter baut nur so genannte AOC-Qualitätsweine aus. Zurzeit wird zudem eine Charte erarbeitet, die die Weingärtner auf umweltverträgliches Wirtschaften verpflichtet. Hier geht es vor allem darum, die Bodenerosion zu verhindern.

Quelle: Waiblinger Kreiszeitung vom 23.09.2006
Text: Hans-Joachim Schechinger
Foto: WKZ

Kommentieren ist momentan nicht möglich.