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Waiblinger Kreiszeitung
Ein deutsch-französisches Kolloquium in St. Pierre d’Albigny auf der Suche nach neuen Partnerschaftsideen

St. Pierre d’Albigny/Kernen. Gewaltiger Auftrieb in der Kernener Partnergemeinde St. Pierre d’Albigny: Zwölf deutsch-französische Partnerschafts-Tandems waren zu einem Kolloquium eingeladen. Das Thema: Neue Wege für eine in die Jahre gekommene gute Idee. Denn Jugendliche lassen sich für grenzüberschreitende Kontakte nur noch im internationalen Rahmen begeistern – und sie interessiert Ökologie.

Savoien – ein Dorado für deutsch-französische Städtepartnerschaften: Albertville ist mit Winnenden verschwistert, Bourg St. Maurice mit Altensteig. Chambérys Partnerkommune heißt Albstadt. Mittendrin die Weinbaugemeinde St. Pierre d’Albigny, die seit über 30 Jahren mit Stetten liiert ist.

Inge Kurka und Manfred Medinger (Zweiter Vorsitzender des Partnerstadtvereins Stetten/St. Pierre) vertraten Kernen beim deutsch-französischen Kolloquium in Savoien. Auch sie waren von der Qualität der Debatte angetan. Bild: Milandre

Inge Kurka und Manfred Medinger (Zweiter Vorsitzender des Partnerstadtvereins Stetten/St. Pierre) vertraten Kernen beim deutsch-französischen Kolloquium in Savoien. Auch sie waren von der Qualität der Debatte angetan. Bild: Milandre

Der dortige Partnerschaftsverein unter Leitung von Raymond Becouse war nun Gastgeber eines breit angelegten Kolloquiums mit zwölf deutsch-französischen Tandems, wobei die deutschen Gäste aus Städten in vier Bundesländern stammten. Zahlreiche Partnerschaftsengagierte diskutierten, synchron übersetzt von zwei Profi-Dolmetschern, im neuen Salle de f^ete. Vermisst wurde indes die leider nur bescheiden vertretene Jugend, um die es ging, da von der Zukunft der angestaubten Partnerschaftsidee die Rede war. Ein Teilnehmer aus Saint Jean de Maurienne frotzelte da: „Es wäre eigentlich schon interessant gewesen, auch deren Meinung zu hören.“ Das Spektrum der Beiträge war breit: Ein Franzose warnte etwa davor, dass Partnerschaftsbeziehungen, die einer vertieften Begegnung von Menschen dienen sollten, auf touristische Abwege gerieten, was er für bedauerlich hielte. Jedenfalls taugt das Ziel deutsch-französischer Versöhnung im Anschluss an den Elysée-Vertrag (1963) längst nicht mehr als Motiv und Motor für Kontakte über den Rhein. Thema heute ist – und auch das schon seit einigen Jahren – ein brüderliches Europa, das sich den Problemen notleidender Länder in der Dritten Welt öffnet. Der internationale Rahmen für grenzüberschreitende Begegnungen reize und motiviere Jugendliche umso mehr, wenn er mit Themen wie nachhaltige Entwicklung und Ökologie unterlegt ist.

Interesse an Deutsch wecken
Ohne Fremdsprachenkenntnisse keine vertiefende Kontaktpflege – das ist eine Binsenweisheit. Da hapert es teilweise noch. Das Interesse an Deutsch als Unterrichtsfach sei noch zu fördern, waren sich die französischen Deutschlehrer im Salle de fete einig. „Eine Vielzahl an Schritten sind in einigen Coll‘eges eingeleitet“, schreibt der Reporter des „Dauphiné liberé“, Christian Milandre, „aber es bleibt noch viel Aufklärungsarbeit zu leisten.“

Auch Städtepartnerschaften kosten Geld. Das „Comit‘e de Jumelage“ in St. Pierre hatte Michel Thiers, den Präsidenten des französischen Mitgliedsvereins im europäischen Städte- und Regionalrat (AFCCRE), eingeladen, um im Plenum mögliche Geldquellen, Finanzierungswege und die Zukunftsperspektiven deutsch-französischer Partnerschaften aufzuzeigen.

Die Organisation des für Savoyen herausragenden Partnerschaftstages sei gut gewesen, berichtet Milandre. Es war das erste deutsch-französische Kolloquium in St. Pierre d’Albigny, von Raymond Becouse, dem Chef des Partnerschaftsvereins, auf den Weg gebracht. Dank der zwei Simultandolmetscher habe spontan und ausführlich debattiert werden können.

Quelle: Waiblinger Kreiszeitung vom 08. Mai 2008

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